Ärger des Monats: Fragwürdiger MBA für Coaches

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Als „Ticket für das Top-Management“ wird der neue Coaching MBA der Privatuniversität Schloss Seeburg bei Salzburg angepriesen.

„Der Schwerpunkt Coaching bietet Ihnen eine exzellente wissenschaftlich fundierte Coaching-Ausbildung, untermauert durch aktuelle Themen aus der Coaching-Forschung. Fundament der Ausbildung bildet ein integratives Konzept, das systemische, ressourcenorientierte, verhaltenstheoretische und personenzentrierte Schulen mit Erkenntnissen aus der positiven Psychologie verknüpft“, heisst es.  „Damit legt der MBA mit Schwerpunkt Coaching zum einen den Grundstein für die praktische Anwendung, wie das Durchführen von Coachings, und schult zum anderen aus wissenschaftlicher Perspektive und stärkt dabei die Wirksamkeit auf mehreren Ebenen. Dafür durchlaufen Sie einen systematischen Peer-Coaching-Prozess mit angeleiteten Selbstreflexionen, Intervision und Supervision.“

Das ist fatal. Denn eine Coaching-Ausbildung ist kein MBA und erst recht kein Ticket für das Top-Manangment.  Ein MBA ist ein Weiterbildungsstudium in allgemeiner Unternehmensführung (General Management). Er umfasst daher Fächer wie Ökonomie, Finanz- und Rechnungswesen, Produktionsmanagement, Vertrieb und Personalmanagement – Fächer, die man braucht, um ein Unternehmen erfolgreich zu führen. Nachzulesen ist das in den Guidelines für MBA-Studiengänge der EFMD (European Foundation für Management), die auch von den europäischen Akkreditierungsorganisationen mit getragen wird. Doch das lernen die Studierenden im Coaching MBA allenfalls rudimentär.

Der Coaching MBA besteht aus einer Coaching-Ausbildung, für die es 30 Kreditpunkte (ECTS) gibt. Management (Management Methods und Skills) bekommt nur sechs ECTS. Ebenfalls sechs ECTS gibt es für den Journal Club, was auch immer das ist. Und 18 ECTS für die Master-Arbeit. Unternehmen, die einen Coaching MBA einstellen, sollten daher nicht davon ausgehen, dass der etwas von Bilanzen und Strategie versteht. Das Ganze gleicht daher einem Etikettenschwindel.

Aber damit lassen sich Coaches fangen und selbst die ehemalige Präsidentin der International Coaching Federation (ICF) in Deutschland findet das Angebot überzeugend. Schließlich unterrichtet sie im Lehrteam mit anderen Coaches dort selbst. „Unser Programm bietet Dir eine wissenschaftlich fundierte, integrative und universitäre Coachingsausbildung, die Dir ein Zertifikat nach ICF-Kriterien für eine internationale Anrechnung sichert“, schwärmt sie auf LinkedIn. Ein Master in Coaching – wie es ihn schon an deutschen Universitäten gibt – wäre sicher sinnvoller, aber vermutlich auch anspruchsvoller.

Dazu kommt: Der Coaching MBA für 9.900 Euro ist lediglich ein Universitätslehrgang, der keinem ordentlichen universitären Master-Studium entspricht, eine österreichische Besonderheit, mit der sich im titelsüchtigen Österreich besonders gut mogeln lässt. Die Aufnahmebedingungen und der Umfang dieser außerordentlichen Weiterbildungslehrgänge sind unterschiedlich und reichen von eintägigen Seminaren bis zu mehrsemestrigen Studien. Im Gegensatz zu ordentlichen Studien werden diese Lehrgänge durch Studiengebühren finanziert.

Die Master-Grade in der Weiterbildung sind nicht identisch mit den Master-Graden aufgrund des Abschlusses ordentlicher Studien (Master-Studien), auch wenn sie zum Teil denselben Wortlaut haben. Und mit Coaching MBA ist keine Zulassung zu einer Promotion gesichert. Wenn die ehemalige ICF-Präsidentin daher schreibt: „Ein MBA ist überall ein MBA, dafür stehen auch die ECTS“, dann ist das mehr als fragwürdig.

Zudem zählt beim MBA nicht der Abschluss, sondern die Business School, an der er erworben wurde. Denn gute Schulen haben eine strenge Auswahl der Studierenden und achten auf ihre Vielfalt.

Dabei hätte Coaching dringend mehr Seriosität nötig. Denn Coaching steht längst in massiver Kritik. Coach kann sich jeder nennen und tut es auch. Bisweilen grenzen die Praktiken sogar an üble Abzocke oder esoterisches Geschwafel. Mit dem Coaching MBA zeigt sich jedoch, dass Coaches selbst und bestätigt durch ihren größten Verband ICF lieber auf einen fragwürdigen Abschluss setzen und damit vermutlich falsche Managementkompetenzen suggerieren. Damit leisten sie der Coaching-Branche einen Bärendienst.

Bärbel Schwertfeger Bild

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin, seit 1985 freie Journalistin und Chefredakteurin von WIRTSCHAFTSPSYCHOLOGIE HEUTE.

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