Bei der Kommunikation mit den Bewerbenden setzen Unternehmen häufig noch auf alte Muster statt ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Hier liegt noch viel Potenzial.
Warum heißt es heute in der Eingangsbestätigung häufig immer noch: „Da uns tagtäglich eine Vielzahl von Bewerbungen erreichen, bitten wir Sie um etwas Geduld für die Sichtung Ihrer Unterlagen“. Oder bei einer Absage: „Leider müssen wir Ihnen auf Grund einer Vielzahl anderer Bewerbungen absagen“? Auch wenn das gar nicht stimmt.
Den Organisationen sollte mittlerweile klar sein, dass wir in einem Kandidatinnen- und Kandidatenmarkt sind und Arbeitgeber mit ihnen auf Augenhöhe kommunizieren sollten. Viele Unternehmen „predigen“ das Mantra artig und gewissenhaft. Und viele Karriere-Websites erwecken den Eindruck, sie nähmen ihr Gegenüber ernst. Doch dann begegnen den Bewerberinnen und Bewerbern die operativen Vorlagen in der alltäglichen Kommunikation: Eingangsbestätigung, Zwischenbescheid, Einladung zum Interview oder eine Absage. Augenhöhe ist da nicht wirklich zu spüren. Das kann man besser machen.
Es scheint so, dass die Vorlagen für die Kommunikation mit den Bewerbenden einst in Deutschland „erfunden“ und getextet wurden und seitdem noch ziemlich flächendeckend Bestand haben. Bei sehr vielen Organisationen steht nahezu das Gleiche drin. Aber ist der Inhalt wirklich noch aktuell? „Täglich erreicht uns eine Vielzahl an Bewerbungen.“ Glückwunsch, wenn das der Fall ist! Doch selbst wenn es so wäre, warum spielt es eine Rolle für eine Person, die sich beworben hat und sich für die Organisation interessiert? Warum müssen wir Menschen das Gefühl geben, nur eine oder einer aus einer Anzahl X zu sein? Und sie immer wieder in den Vergleich setzen? Wir sollten Bewerbende immer als individuelle Persönlichkeit ansehen.
Man kann her viel falsch machen oder sich positiv abheben. Hier eine Idee für die Eingangsbestätigung:
Dieses Beispiel ist in der „Du-Form“ – natürlich lässt sich das auch mit „Sie“ ebenso gut formulieren. Ein Aspekt, den es je nach Firma, Kultur und interner Kommunikation zu berücksichtigen gilt. Und vor allem je nach den Erwartungen und Wünschen der Zielgruppe. Idealerweise haben Organisationen hierzu Daten der Zielgruppe, wie sie gerne angesprochen werden möchten. Das Unternehmen Trendence fragt zum Beispiel solche Daten bei verschiedenen Zielgruppen wie Studierenden und Berufsanfängern ab. Dabei möchte ein Großteil gerne geduzt werden.
Wie wäre es, in den Texten mehr die Organisationskultur miteinzubauen? Sprich, so zu schreiben, wie man als Organisation gerne (auch intern) schreibt und sich verhält. Dann werden Tex…
Sarah Böning, Diplom in Betriebswirtschaft ist Inhaberin der Beratung Talent Centric in Düsseldorf. Sie hat über 16 Jahre Erfahrung als Recruiterin, u.a. als Head of Talent Acquisition bei MHP, einer Tochtergesellschaft von Porsche.