Eine neue Studie zeigt, dass Konformität die Gruppenleistung in variablen Umgebungen behindert. Die Anpassungsfähigkeit wird reduziert.
In der Studie, die von Professor Raanan Sulitzeanu-Kenan von der Hebräischen Universität und von Taher Abofol und Professor Ido Erev vom Technion – Israel Institute of Technology durchgeführt wurde, zeigte sich der Einfluss der Gruppenkonformität auf die Aufgabenleistung in unterschiedlichen Umgebungen. Die Studie untersuchte die kausale Wirkung von Gruppenkonformität und beleuchtete ihre Auswirkungen in stabilen und variablen Umgebungen. Sie stützte sich auf Erkenntnisse aus der kulturellen Evolution, dem sozialen Lernen und der Sozialpsychologie, um zwei grundlegende Hypothesen experimentell zu testen.
Die erste Hypothese war, dass Konformität die Gruppenleistung in einem stabilen Umfeld verbessert, während die zweite Hypothese besagt, dass sie die Anpassungsfähigkeit behindert und folglich die Leistung in einem variablen Umfeld verringert.
Um diese Hypothesen zu testen, führten die Forscher ein randomisiertes Laborexperiment mit 240 Teilnehmern durch. Die Studie stellt eine neuartige Methode zur Manipulation des Konformitätsniveaus innerhalb von Gruppen vor, indem die Übereinstimmung mit der Gruppenmehrheit belohnt wird, während abweichende Meinungen mit Kosten verbunden sind.
Die Ergebnisse der Studie enthüllten verblüffende Erkenntnisse. Während die Konformität in einem stabilen Umfeld keinen signifikanten Einfluss auf die Leistung hatte, beeinträchtigte sie die Leistung in einem variablen Umfeld. Dies deutet darauf hin, dass Konformität zwar in bestimmten Kontexten potenziell vorteilhaft ist, aber die Anpassungsfähigkeit bei sich ändernden Umständen behindern kann.
„Unsere Studie liefert wertvolle Einblicke in das Zusammenspiel zwischen Konformität und Gruppenleistung“, erklärte Professor Sulitzeanu-Kenan. „Sie unterstreicht die Beziehung zwischen Konformität und Anpassungsfähigkeit in unterschiedlichen Umgebungen und beleuchtet die Faktoren, die die Ergebnisse auf Gruppen- und Individualebene beeinflussen.“
Durch gruppeninterne Analysen auf individueller Ebene wurden die Mechanismen, die den Ergebnissen der Studie zugrunde liegen, weiter beleuchtet, wobei sich zeigte, dass eine geringere Konformität in Gruppen eine effizientere Anpassungsfähigkeit bei der Nutzung sozialer Informationen ermöglichte.
Die Erkenntnisse aus dieser Studie haben erhebliche Auswirkungen auf Organisationen, Teams und Entscheidungsprozesse. Wenn man die Rolle der Konformität in verschiedenen Kontexten versteht, kann man Strategien zur Optimierung der Gruppenleistung und Anpassungsfähigkeit entwickeln.
Organisation, die auf Agilität setzen, sollten daher auf die Zusammensetzung ihrer Teams achten und die Diskussionen und Auseinandersetzungen in nicht-konforme Teams fördern.
Die Studie “Conformity and Group Performance” wurde im September veröffentlicht
Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin, seit 1985 freie Journalistin und Chefredakteurin von WIRTSCHAFTSPSYCHOLOGIE HEUTE.