Das Homeoffice hat viele Vorteile, doch es braucht klare Grenzen. Wichtig ist es daher, für den Feierabend Routinen aufzubauen, die dem Kopf signalisieren, dass man jetzt von der Arbeits- in die Privatrolle schlüpft.
Das Homeoffice ist für viele Beschäftigte in Bürojobs inzwischen zu einer willkommenen Abwechslung oder sogar Alternative geworden. Obwohl die Möglichkeit, zu Hause zu arbeiten, für die meisten bereits seit vielen Jahren besteht dank mobiler Endgeräte wie Smartphones und Notebooks, hat die tatsächliche Nutzung des Homeoffice erst durch die Lockdowns in der Corona-Pandemie einen richtigen Schub erfahren. Aktuelle Zahlen legen nahe, dass regelmäßig etwa ein Vierteil derjenigen, die aufgrund ihrer Tätigkeit potenziell zu Hause arbeiten können, etwa zwei bis drei Mal in der Woche im Homeoffice arbeiten (Hans Böckler Stiftung, 2021).
Angesichts der hohen Prävalenz stellt sich die Frage, was das Arbeiten zu Hause mit uns macht und welche Chancen und Risiken damit verbunden sind. Denn nur wenn Personalverantwortliche die Auswirkungen auf betriebliche Belange sowie die Unternehmenskultur und den Zusammenhalt im Unternehmen abschätzen können und Stellschrauben für Verbesserungen kennen, kann das Homeoffice eine Bereicherung für Arbeitgeber und Beschäftigte sein.
Eigentlich liegt erst einmal die Vermutung nahe, dass die reine Verlegung des Arbeitsortes nach Hause doch weder für die Wissenschaft noch die Praxis von Interesse sein sollte. Warum ist das Thema also so brisant und wird seit geraumer Zeit in den Medien heiß diskutiert? Ein Grund dafür liegt sicherlich darin, dass es nicht nur um den reinen Ortswechsel geht, sondern dass die Arbeit von zu Hause aus mit einer Reihe an psychologisch relevanten Veränderungen einhergeht, die sich auf uns, unsere Arbeit und unser Wohlbefinden auswirken. Bevor diese geklärt werden, wird zunächst der Begriff Homeoffice näher erläutert.
Begriffs-Wirrwarr und rechtliche Bedeutung
Was versteht man eigentlich unter „Homeoffice“? Auch wenn sich in unserer Alltagssprache hauptsächlich der Begriff Homeoffice für das Arbeiten zu Hause etabliert hat, gibt es leider bislang keine einheitliche Terminologie. In der Literatur findet man daher neben dem Homeoffice auch die Bezeichnungen Telearbeit, mobiles Arbeiten und Heimarbeit, die allesamt etwas ähnliches beschreiben. In der Regel wird mit den Begriffen zum Ausdruck gebracht, dass Bildschirmarbeiten, die normalerweise an einer festen Arbeitsstelle (zumeist im Büro) ausgeübt werden, während der regulären Arbeitszeiten teilweise oder ganz in privaten Wohnräumen oder völlig ortsunabhängig erledigt werden (Kunze et al., 2021). Interessant dabei ist, dass sich die Begriffsvielfalt bis heute in Wissenschaft und Praxis fortsetzt, obwohl eine Abgrenzung oder Unterscheidung der Begriffe zumeist belanglos ist.
Personalverantwortliche sollten allerdings aufgrund der rechtlichen Bedeutung zumindest die T…
Juniorprofessor für Angewandte Psychologie in Arbeit und Gesundheit
an der Ruhr-Universität Bochum