Menschen mit einer geringen Ausprägung von Gewissenhaftigkeit suchen Chaos und halten daher unbeirrt von Warnungen an Falschmeldungen fest. Das zeigt eine Studie der Duke University.
Fake News haben Karriere gemacht und sind längst eine echte Gefahr für die Gesellschaft, vor allem auch im Kampf gegen Corona.
Doch auch entsprechende Warnhinweise halten viele nicht davon ab, Falschaussagen weiter zu verbreiten. Eine Studie der Fuqua School of Business an der amerikanischen Duke University hat nun ein Persönlichkeitsmerkmal gefunden, das nicht nur mit der häufigeren Verbreitung von Falschinformationen zusammenhängt, sondern auch mit der Neigung, sich von Warnungen nicht von deren Verbreitung abhalten zu lassen.
Die Studie, die im Journal of Experimental Psychology: General der American Psychological Association (APA) publiziert wurde, zeigt, dass Teilnehmer mit liberalen und konservativen politischen Ansichten bis zu einem gewissen Grad irreführende News teilten. Aber Konservative, die eine geringe Ausprägung bei dem Persönlichkeitsmerkmal Gewissenhaftigkeit hatten, taten dies häufiger – und zwar häufiger als Liberale oder gewissenhaftere Konservative.
Gewissenhaftigkeit bezieht sich auf die Neigung einer Person, zuverlässig, pflichtbewusst, vorsichtig zu sein, ihre Impulse zu kontrollieren und sozialen Normen zu folgen, sagte Assistant Professor Hemant Kakkar, führender Autor der Studie „Of Pandemics, Politics, and Personality: The Role of Conscientiousness and Political Ideology in Sharing of Fake News”.
Das Ziel der Forschung sei es, ein tieferes Verständnis und dringend benötigte Nuancen zu liefern. Denn seit 2018 waren mehr als ein Dutzend Studien zu dem Schluss gekommen, dass Konservative generell eher als Liberale an Fehlinformation glauben und sie auch teilen. „Die politische Polarisierung ist derzeit sehr hoch, sodass die vorhandene Forschung eine problematische Verallgemeinerung darstellt“, sagte der Professor, dessen Forschungsschwerpunkt im Bereich Management und Organisationen liegt.
Wenn man alle Konservativen über einen Kamm schere, fördere man nur die politische Polarisierung. Die Studie zeige, dass die Effekte viel nuancierter und auf eine kleine Untergruppe von Menschen mit konservativen Werten beschränkt sind. In acht Studien mit mehr als 4.600 Teilnehmern untersuchten Kakkar und sein Co-Autor Asher Lawson, ein Ph.D.-Student an der Fuqua School, zahlreiche Faktoren, die dazu führen könnten, dass Menschen Fehlinformationen weitergeben, selbst nachdem sie gewarnt wurden, dass diese falsch sein könnten.
Dabei zeigte sich, dass die Gewissenhaftigkeit einer Person eine bedeutende Rolle spielt. Gewissenhaftigkeit ist eines der fünf zentralen Persönlichkeitsmerkmale (Big Five). Um ihre Ausprägung zu bestimmen, füllten die Studienteilnehmer einen Fragebogen mit 60 Items aus, der diese Eigenschaft auf einer siebenstufigen Skala maß. Zur Überraschung der Forscher zeigten die Daten, dass die Konservativen, die Fehlinformationen verbreiteten, dies unabhängig davon taten, wie viel Zeit sie in den …
Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin, seit 1985 freie Journalistin und Chefredakteurin von WIRTSCHAFTSPSYCHOLOGIE HEUTE.