Wenn die eigene Arbeit zu stark digitalisiert ist, geht das mit einer größeren Arbeitszufriedenheit einher. Das ist ein Ergebnis des aktuellen Schweizer HR-Barometers.
Wenn die eigene Arbeit zu stark digitalisiert ist, geht das mit tieferer Arbeitszufriedenheit einher. Das zeigt das aktuelle Schweizer HR-Barometer, das diesmal zwei wesentliche Entwicklungen verknüpft: die Digitalisierung und die Alterung unserer Gesellschaft.
In einer digitalisierten Arbeitswelt spielt die Eigenverantwortung der Mitarbeiter eine zunehmend wichtige Rolle. Dabei geben einerseits 66 Prozent der Befragten an, dass sie durch ihre Vorgesetzten „voll und ganz“ oder doch zumindest „eher“ ermächtigt werden, selbstständig Entscheidungen zu treffen. Andererseits berichten sie auch von elektronischer Überwachung durch den Arbeitgeber: Bei 46 Prozent blockiert er beispielsweise den Zugriff auf bestimmte Internetseiten, 22 Prozent werden beim Besuchen von Internetseiten überwacht. 20 Prozent der Befragten berichten, dass sie sich entsprechend durch den Arbeitgeber in ihrer Privatsphäre eingeschränkt fühlen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Beschäftigte mit ihrem Unternehmen weniger stark verbunden fühlen, wenn elektronische Überwachung zu oft eingesetzt wird.
Altersstereotypen und digitale Selbstwirksamkeit
Vorurteile gegenüber älteren Beschäftigten sind offenbar weit verbreitet. Nur etwas mehr als zehn Prozent der Beschäftigten beobachtet keine negativen Vorurteile gegenüber älteren Mitarbeitern. „Hier besteht erheblicher Handlungsbedarf für Arbeitgebende, aber auch für Führungspersonen sowie Arbeitskolleginnen und -kollegen“, sagt Studienleiterin und Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie der ETH Zürich Gudela Grote. Denn negative Altersstereotypen verringern die digitale Selbstwirksamkeit der Betroffenen und führen dazu, dass ältere Mitarbeiter ihre Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien tendenziell geringer einschätzen.
Abgrenzung zwischen Privat- und Berufsleben
Auch wenn viele derzeit noch immer im Homeoffice arbeiten: Drei von vier Befragten bevorzugen eine klare Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben. Bei älteren Mitarbeitern ist der Wunsch nach Abgrenzung noch ausgeprägter. Gleichzeitig geben aber rund 60 Prozent an, dass sich in der Praxis Arbeit und Privates vermischen. „Es ist wichtig, dass sowohl die Beschäftigten als auch Vorgesetzte und HR-Verantwortliche darauf achten, dass es klare Regeln zum Beispiel zur geforderten Erreichbarkeit gibt, die es ermöglichen, Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen“, so Bruno Staffelbach, Leiter des Center für Human Resource Management an der Universität Luzern und neben Gudela Grote Herausgeber der Studie.
Die Grundlage des HR-Barometers 2020 bildet eine Befragung von 1.995 Angestellten, basierend auf dem Stichprobenregister des Bundesamtes für Statistik. Die Befragung fand zwischen März und Mai 2020 in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz statt. Der HR-Barometer 2020 wird vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt.
Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin, seit 1985 freie Journalistin und Chefredakteurin von WIRTSCHAFTSPSYCHOLOGIE HEUTE.