Zukunft der Arbeit: New Work ist Old Work mit Tischtennis

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Die Krise unseres Planeten ist eine Krise unserer Tätigkeiten in der Arbeit. Wir müssen daher die Zukunft der Arbeit mit der Zukunft des Planeten zusammendenken, fordert der Forscher und Berater Hans Rusinek in seinem neuen Buch „Work-Survive-Balance“.

Wie kamen sie auf die Idee, Arbeit mit der Zukunft des Planeten zu verbinden?

Durch meine Forschung und meine Beratungstätigkeiten war ich sehr nah an New-Work-Diskursen dran und auf vielen Veranstaltungen. Da ist mir aufgefallen, dass man dort – wie in einem Tabuspiel, wo man bestimmte Wörter nicht sagen darf – immer den Themen ausweicht, die sich ernsthaft mit der Zukunft des Planenten auseinandersetzen: Da geht es um Verantwortung, Verzicht und um Exnovation – dem Aufhören bestimmter Praktiken im Hier und Jetzt zugunsten einer besseren Zukunftsperspektive. Kurzum: Unsere Arbeit muss in Grenzen, planetaren Grenzen, stattfinden. Doch bei New Work setzt sich niemand ernsthaft damit auseinander, dass wir vielleicht weniger machen müssen. Dass es um ein Besser geht und nicht immer nur um ein Mehr. Es hat mich irritiert, dass die beiden Welten des Nachdenkens um eine Zukunft der Arbeit und um eine Zukunft des Planeten so getrennt sind. New Work redet sich ein, es gebe auch einen New Planet. New Work ist nicht enkeltauglich.

Aber inzwischen redet doch jeder von Nachhaltigkeit.

Wenn es um Signale von ESG – also Environment, Social und Governance – an Investoren geht, vielleicht. Aber nicht ausreichend auf der Handlungsebene unser aller Arbeitsplätze. Es sind letztendlich die Tätigkeiten in unserer Arbeit, also unsere Praktiken, mit der wir unseren Planeten immer weiter zerstören. Doch wenn es um neue Praktiken geht, wenn es also um New Work geht, dreht es sich um Beschleunigungsphantasien, also wie ich noch weniger auf Regeneration angewiesen sein kann, oder um eine digitale Weltflucht, also wie ich mir mit VR-Brille einbilden kann, ich wäre in einem anderen Universum. Anderen geht um den Abbau von neuen Ressourcen-Reservoirs, nun nicht nur ökologischen, sondern auch emotionalen und spirituellen Ressourcen. Die Firma ist auf einmal meine Familie. Ich habe meine Meditations-App, die mein Chef mir gibt. Das alles folgt einer Logik der Entgrenzungen und des ungehemmten Ressourcen-Abbaus, der uns erst in die Misere gebracht hat.

Sie bezeichnen New Work als Old Work mit Tischtennis. Warum?

Ich schaue mir an, was mir in dieser New-Work-Welt begegnet und identifiziere vier Typen, die alle weitermachen wie bisher – also ohne Rücksicht auf unseren Planeten. Die ersten glauben, dass sie die Probleme rein technologisch lösen können, aber nichts an ihrem Verhalten ändern müssen. Der zweite Typ ist so eine Art Romantiker, der sagt, das Arbeiten muss familiärer werden. Wir müssen uns alle duzen und umarmen. Ein zynischer Romantiker, der dafür sorgt, dass man gern Überstunden macht. Denn mein Chef ist ja Teil meiner Familie. Eine Familie gründet natürlich auch niemals einen Betriebsrat. Das ist natürlich infantilisierend. Wenn mein Chef mir sagt, wir sind eine Familie, dann bin ich sein Kind. Der dritte ist der Design-Thinking-Typ, der versucht mit Zeitdruck maximal viel Innovationen rauszuhauen: Quantity over Quality.

Aber Design Thinking gilt doch auch als ein guter Ansatz, auch um nachhaltige Lösungen zu finden.

Ja, eigentlich ist Design Thinking durchaus positiv. Ich habe selbst beim Hasso-Plattner-Institut die Ausbildung gemacht und nutze es gern. Nur wenn man das überhöht, wird es problematisch. Kritik übe ich vor allem an dem enormen Zeitstress, der oftmals dazu gehört. Denn es wir stehen vor Problemen der Lebensform, wir müssen unsere Überzeugungen ganz tief hinterfragen: Macht Konsum wirklich glücklich? Ist grenzenloses Wachstum möglich? Ist jede Lösung ein Produkt? Ist die beste Organisationsform immer die des Marktes? Dazu brauchen wir Zeit. Wenn man da mit der Stoppuhr rangeht, kommen eher Produkte um die Ecke, die den Status quo stabilisieren als etwas, das mit Aufhören oder Hinterfragen zu tun hat. Zudem entstehen dann Innovationen, die immer einer starken Verwertungslogik folgen. Wer wenig Zeit zum Hinterfragen hat, landet immer bei Apps und anderen Produkten. Für einen wirklichen Wandel in Organisationen hat das Ganze dann oft nur eine Theater-Funktion, wie der Ethnologe Tim Seitz herausgearbeitet hat. Die Unternehmen schicken einmal im Jahr ihre Mitarbeitenden in so einen Design-Thinking-Workshop. Damit wird die ganze Kreativität auf diesen Tag gebannt und dann gehen sie wieder zurück und machen weiter wie bisher. Kreativität wird eingehegt.

Und der vierte Typ?

Der vierte problematische Typ in heutigen New-Work-Diskursen ist der maßnahmenlose Zieleformulierer. Er denkt über die ganz großen Zukunftsfragen nach und entwickelt Fiktionen. Dabei gibt es ganz viele vollmundige Versprechen, was ein CEO bis 2030 oder 2040 erreicht haben will. Dass die meisten CEOs nur wenige Jahre in der Position sind, wird dabei natürlich verschwiegen. 50 Prozent der Unternehmen in Europa – so eine Studie – haben Klimaschutzziele, die sich am Pariser Klimaabkommen orientieren. Das finde ich überraschend viel. Aber nur fünf Prozent dieser Unternehmen haben auch Maßnahmenpakete, mit denen sie diese erreichen können. Es wird heute einfach gern alles Mögliche behauptet und das Gefühl vermittelt, wir haben damit schon was erledigt.

Wir leben nun mal in großen Aufmerksamkeitsökonomie.

Ja, es ist oft wichtiger, einen guten Schein darzustellen, als wirklich etwas zu machen. Man sieht das am Finanzmarkt, der ist viermal so groß wie die Realwirtschaft. Und was wird da gehandelt? Erwartungen über die Zukunft. Es geht zunächst einmal um das Setzen von Signalen und das Inszenieren eines überzeugenden Schauspiels, auch das hat was Theatralisches. Ich habe mit Unternehmen gearbeitet, die wollten über ihren Corporate Purpose nachdenken, aber vor allem wegen der Investoren. Das gibt das auch bei auf individueller Ebene. Ich kann bei Linkedin die tollsten Sachen behaupten und keiner hinterfragt, was wirklich passiert.

Warum spielt Arbeit für Sie so eine zentrale Rolle bei der Rettung des Planeten?

Arbeit ist der Raum, wo wir als Gesellschaft zusammenkommen, wo wir unsere gesellschaftliche Software – die Do‘s und Don‘ts – runterladen. Der erste Job ist prägender als das erste Kind. Wir müssen auf dieser Tätigkeitsebene handeln, um gemeinsam eine bessere Software zu entwickeln. Wie wir über Nachhaltigkeit, Klimadiplomatie und Finanzmärkte im Allgemeinen reden, ist das sehr weit weg von unserem Handeln am Arbeitsplatz. Die Krise unseres Planeten ist aber eine Krise unserer Tätigkeiten, die im Arbeitsumfeld stattfinden. Deswegen geht es mir darum, welche Voraussetzungen muss die Arbeitswelt erfüllen, damit wir uns aus dieser Klimakrise herausarbeiten können. Wir brauchen einen anderen Umgang mit Zeit und Gehetztheit, ein anderes Verständnis von Arbeit, das auch Care-Arbeit miteinschließt. Und einen anderen Umgang mit dem Körper. Einen anderen Begriff von Intelligenz und von Zusammenhalt. Von dem, was wir als Grenzen der Organisation und als Mit-Welt – viel passender als Umwelt – begreifen. Ich will die Arbeitswelt würdigen als einen Ort, an dem wir umlernen können. Es ist schließlich der einzige Ort, den wir haben, wenn wir nicht staatlichen Zwang als Option – wie in China – allein stehen lassen wollen. Wir können uns by Design oder by Desaster mit dieser Krise auseinandersetzen, gemeinsam lernen auf nicht traumatisierende Weise und ins Handeln kommen. Das wird uns nur in der Arbeitswelt gelingen.

Gemeinsames Handeln wird aber immer schwieriger. Früher waren die meisten fest angestellt, heute sind viele Coaches und Berater und Einzelkämpfer.  

Das ist richtig, ich teile diese Beobachtung. Es gibt viele Abkehrbewegungen von der Arbeit: den Traum vom bedingungslosen Grundeinkommen, den Bitcoin-Hype, bei dem die Leute glauben, sie können durch Spekulation ohne Arbeit sehr reich werden. Die ganzen Selbstwirklicher-Träume, wo man nicht mehr auf andere angewiesen sei und aus sich selbst heraus glücklich werden kann. Das sind alles Phänomene, die der sozialen Funktion von Arbeit einen massiven Schaden zufügen. Sie zeigen, dass die Arbeit an ihren Ansprüchen immer mehr scheitert.

Inwiefern?

Wenn wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln wollen, dann brauchen wir den Arbeitsort. Die Arbeit ist der einzige Ort, wo man mit Menschen klarkommen muss, die man nicht ausgewählt hat. Sie ist ein sehr wichtiger sozialer Ort, der leider in Verruf geraten ist. Wofür es handfeste Gründe gibt: Arbeit wird teilweise doppelt so hoch besteuert wie das Kapitaleinkommen und fast fünfmal so viel wie das Erbe. Arbeiten lohnt sich daher nicht mehr. Meine Elterngeneration konnte bis Mitte 30 ordentlich reinbuttern und sich dann eine Immobilie kaufen. Das ist heute ohne Erbe für viele ausgeschlossen. Dazu kommt, dass die Systeme, die die Care-Arbeit übernehmen, wie zum Beispiel Kindergarten, Schule oder Altenversorgung, dermaßen am Limit sind, dass wir uns für den Notfall immer flexible Zeit freihalten müssen  Dann ist es kein Wunder, dass viele sagen: Dann gehe ich eben in Teilzeit. All diese Phänomene haben dem sozialen Raum, dem Innovationsraum Arbeit, großen Schaden zugefügt.

Aber die Jüngeren, die sogenannte Generation Z, wollen anders arbeiten

Ja, sie sorgen für Irritationen in dem, was wir bis dato als „normal“ empfunden wird. Ob sich die letzte Generation dann auf der Straße festklebt oder ob die Mitarbeitenden nur noch Dienst nach Vorschrift machen. Da wird eine Normalität unterbrochen, eine Normalität die für junge Menschen, die vielleicht bis ins 22. Jahrhundert leben und sogar arbeiten müssen eben unertragbar geworden ist. Durch diese Irritationen kann es passieren, dass wir wie aus einem Schlummer aufwachen: Moment mal, war ist es eigentlich normal sonntags eine E-Mail zu schreiben, aber nicht normal mittwochs ins Kino zu gehen? Beim sogenannten Quiet Quitting beispielsweise müssen die Unternehmen gut begründen, warum man mehr arbeiten soll als vertraglich zugesichert ist. Diese Irritationen sind sehr wichtig, weil sie neue Begründungen einfordern für Normalitäten, die wir oft grundlos hinnehmen.

New Work setzt auf Selbstbestimmung und Homeoffice. Gilt das nur für die Wissensarbeit?

Ja sicher, dass beispielsweise der Pflegedienst kein Homeoffice machen kann, wird ausgeblendet. Das merkt man auch an der Diskussion der 4-Tage-Woche. Da werden die Klüfte zwischen Arbeitsnehmergruppen immer größer. Vor der Pandemie hatten wir zumindest noch die Erfahrung gemacht, gemeinsam in die S-Bahn zu steigen und zur Arbeit zu fahren. Auch das fällt heute oft weg. Die Privilegienkluft der Wissensarbeiter wird immer größer. Dabei ist schon die Bezeichnung Wissensarbeit eigentlich eine Frechheit. Denn eine Bäckerin, die mit alten Rezepten umgehen kann oder mit empfindlichen Zutaten, oder ein Taxifahrer, der nachts durch die kompliziertesten Metropolen navigieren kann, macht doch auch Wissensarbeit, oder? Wenn wir uns der Klimakrise stellen wollen, müssen wir diese Kluft in unserem Denken und Handeln überwinden. Das Klimaproblem wird immer mehr zu einem Problem von Laptop-Arbeitenden, viele Handwerker beispielsweise werden nicht mitgenommen, nicht mitgedacht. Das Thema wird immer mehr zum Kulturkampf und macht mir sehr große Sorgen.

Sie meinen die Spaltung der Gesellschaft?

Der Kampf gegen die Klimakrise wird zum Luxusproblem gemacht. Wir verstehen nicht, dass die Bekämpfung der Klimakrise nicht allen gleich leichtfällt. Konsumverzicht ist für die obere Mittelschicht vielleicht kein Problem, aber wir haben keine Ahnung, in welcher Armut zum Beispiel manche Rentner leben, die Flaschen sammeln müssen. Man muss nur mal eine sogenannte Wissensarbeiterin fragen, wie viele Nicht-Akademiker sie im Freundeskreis hat. Da sieht es meist ziemlich düster aus. Diese Trennung, die es in der Gesellschaft gibt, gibt es auch im Parlament, wo Abiturienten extrem überrepräsentiert sind. Das führt zu einer Politik, wo wir bestimmte Themen nicht besprechen, zum Beispiel die Erbschaftssteuer. Diese Spaltung ist ein großes Problem.

Sehen Sie eine Lösung?

Man muss sich erst mal bewusstwerden, dass es auch Menschen gibt, die eine andere Arbeit machen, dass diese Arbeit eine Würde hat und einen hohen Wert auch wenn sie nicht „Karriere machen“. Dann müssen wir aufhören darüber zu sprechen, dass die Arbeit der Zukunft im Homeoffice ist. Das andere ist, dass wir glauben, dass die Wissensarbeiter die Leistungsträger sind, die die Volkswirtschaft am Leben erhalten. Sicher kann heute jeder was werden. Viele Menschen können studieren, was auch gut ist. Aber man darf die andere Arbeit nicht entwerten. Jede Arbeit hat eben eine Würde. Das merken wir, wenn zwei Wochen die Müllabfuhr nicht kommt.

Bei New Work geht es vor allem auch um die Sinnfrage.

Man darf Sinn nicht mit Spaß verwechseln. Wenn jemand harte ehrliche Arbeit macht – zum Beispiel in der Stadtreinigung – , dann wird der nicht sagen, „Ich liebe meinem Job“. „Ich kann mich da großartig selbst entfalten“ – trotzdem erfüllt diese Arbeit einen großen gesellschaftlichen Sinn. Wissensarbeitende nutzen in ihrer Sinnsuche aber oft so ein komisches Update von Hippie-Narrativen. Es ist gut erforscht, wie die Managementliteratur sich selbst stark zur Selbstverwirklichung-Prosa entwickelt hat. Da geht es weniger um gesellschaftlichen Sinn und mehr einen Ego-Push. Da kann sich dann die Personalleiterin „selbst verwirklichen“, aus „ihrem innersten Ich heraus führen“. Diese Art von Sinnfindung scheint mir sehr egozentrisch. Woran ja auch die Hippie-Kultur gescheitert ist. Und vor allem verkennt es, dass es Arbeit gibt, die vor allem Sinn darin hat, dass sie anderen dient, etwa als Pfleger in einem Krankenhaus. Da werde ich nicht meine Individualität nach außen kehren, aber ich werde gebraucht und sehe darin einen sozialen Zusammenhang und Zweck. Vielleicht ist dieses Gebraucht-Werden das, was vielen Wissensarbeitenden wirklich fehlt.

Laptop-Arbeiter sind wie die einstigen Hippies?

Ja, man könnte zynisch sagen, dass die Laptop-Arbeiter so eine Art Ego-Hippie-Sinn suchen. Sie wissen eigentlich, dass sie nicht auf eine systemrelevante Art gebraucht werden, wie das bei anderen Arbeitsfeldern der Fall ist. Nur deshalb kommt da so eine Art egozentrisches Bedürfnis um die Ecke. Obendrein ist die Wissensarbeit sehr körperlos, es fehlt ihr das Sinnliche. Wenn ich Schreiner bin, dann ist das, was ich schaffe in der Welt, etwa ein Stuhl oder Tisch. Und ich merke, ich bin fertig. Ich habe etwas geleistet. Das ist eine Art von Sinnerfüllung. Nicht umsonst liegt Sinnerfüllung und Sinnlichkeit sprachlich eng beieinander. Ich habe etwas zum Anfassen. Das geht so schnell nicht weg. Das fehlt uns in der Wissensarbeit. Da basteln wir sehr abstrakt an einer Power-Point-Präsentation, die nie ganz fertig wird, nie perfekt ist. Das ist der Fluch einer sehr ausdifferenzierten Ökonomie, dass viele Menschen sehr abstrakte Arbeit machen und das Resonanzgefühl fehlt. Die gehen dann am Wochenende in einen Töpferkurs, um das zu bekommen. Aber eine Töpferin würde nie am Wochenende zu einem Power-Point-Kurs gehen. Die Sinnfrage hat viel mit der Abstraktion einer postindustriellen Arbeit zu tun.

Was sollten wir tun?

Für mich ist eine Sache ganz entscheidend. Wie denken wir eigentlich über die Zukunft nach? Unser Gehirn verarbeitet mit dem suprachiasmatischen Nukleus einen Zeitraum von 15 Sekunden als Moment. Das ist ein Teil des präfrontalen Cortex, der ist für unser Zeitgefühl zuständig. Alles was vor 15 Sekunden war, ist Vergangenheit, und alles was über den 15 Sekunden liegt, ist schon Zukunft. Diese unmittelbare Art von Zukunft müssen wir uns klarmachen. Wenn ich in einer Organisation bin und wir reden über Verantwortung, dann machen wir in dem Moment Zukunft. Wenn zum Beispiel immer wieder Frauen die Mitschrift in einem Meeting machen müssen und alle Männer betreten wegschauen, weil sie keine Lust darauf haben, dann ist das ein Moment, um gegenzusteuern. Unternehmen sollten ihre Mitarbeitenden dazu motivieren, in dieser unmittelbaren Zukunft anders zu handeln. Es geht um situative Entscheidungen, wo wir bestimmte Praktiken entweder fortführen oder eben unterbrechen. Diskutieren wir in einem Strategiemeeting wirklich nur Gewinnmargen oder geht uns auch um andere Werte? Der nächste Moment, die nächsten Sekunden, das ist wichtig. Das ist der Ort, wo wir Verantwortung übernehmen, die kleine Freiheit zwischen Reiz und Reaktion, wo wir in einem anderen Weg abbiegen können. Das ist das, was ich an den New-Work-Diskursen kritisiere. Wir schreiben die Vergangenheit in die Zukunft weiter statt an den entscheidenden Weggabelungen anders abzubiegen.

Das Interview führte Bärbel Schwertfeger

Hans Rusinek, Master of Science in International Relations an der London School of Economics, war Berater bei der Boston Consulting Group und berät heute Organisationen bei der Transformation. Derzeit promoviert er an der Universität St. Gallen zum Thema Organizational Transformation & Meaningful Work. Zudem engagiert er sich als Fellow im Club of Rome Germany.

 

 

 

Hans Rusinek: Work-Survive-Balance. Warum die Zukunft der Arbeit die Zukunft unserer Erde ist. Freiburg: Herder, Oktober 2023, 288 Seiten, 22 Euro

 

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin, seit 1985 freie Journalistin und Chefredakteurin von WIRTSCHAFTSPSYCHOLOGIE HEUTE.

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