Corona-Pandemie: Wie Arbeitgeber ihre Mitarbeiter unterstützen können

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Die Corona-Pandemie stellt Menschen vor große Herausforderungen – in Gesellschaft, Wirtschaft und Privatleben. Eine Studie mit 586 Arbeitnehmern geht der Frage nach, wie Arbeitgeber ihre Mitarbeiter dabei sinnvoll unterstützen können.

Als im Dezember 2019 die ersten Fälle von Corona-Infektionen in China bekannt wurden, ahnten wohl nur die wenigsten, wie weitgehend sich hierdurch unser Leben verändern würde. Die primäre Sorge gilt heute sicherlich der Gesundheit der eigenen Person, von Familienangehörigen und Freunden. Gleich darauf folgt aber die Frage inwieweit sich die Wirtschaft von den Folgen der Pandemie erholen wird und wie viele Arbeitsplätze verloren gehen.

So machen sich bereits jetzt die negativen wirtschaftlichen Konsequenzen der Corona-Krise drastisch bemerkbar. Laut den aktuell verfügbaren Zahlen lag die Zahl der Kurzarbeiter im Juli bei 4,24 Millionen. Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften ist zu Beginn der Corona-Krise massiv zurückgegangen, aktuell hat sie sich auf niedrigem Niveau stabilisiert. Dementsprechend besorgniserregend sind die Prognosen: Befürchtete Schuldenberge des Staates in Milliardenhöhe, ein drohender Anstieg der Arbeitslosigkeit sowie Insolvenzen von insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen.

In diesen schwierigen Zeiten kann auch das Personalmanagement einen wertvollen Beitrag leisten, indem es die Sorgen der Mitarbeiter aufgreift und pragmatische Lösungen anbietet. Im Rahmen einer empirischen Studie gingen die Autoren der Frage nach, inwieweit sich Arbeitnehmer in Zeiten der Corona-Krise von ihrem Arbeitgeber gut unterstützt sehen, welche Maßnahmen sie sich wünschen und welche Konsequenzen aus entsprechenden Unterstützungsmaßnahmen resultieren.

Wahrnehmung der beruflichen Situation

Im Rahmen einer Online-Studie wurden 586 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zwischen dem 26. März und 2. April 2020 zu ihrer Wahrnehmung der eigenen beruflichen Situation in Zeiten der Corona-Pandemie befragt (44 Prozent weiblich, 56 Prozent männlich, Durchschnittsalter 39,7 Jahre). Der Befragungszeitraum lag in der ersten Zeit der bundesweit geltenden Regelungen des sogenannten Shutdowns (Schließung von Schulen, Universitäten und Einzelhandelsgeschäften, Social Distancing etc.). Die Studienteilnehmer wurden hierzu direkt über soziale Netzwerke wie Xing angesprochen und gebeten, den Link zur Befragung an andere Menschen weiterzuleiten. Die Befragung bezog sich auf drei Punkte:

  1. Maßnahmen, die der eigene Arbeitgeber im Zuge der Corona-Krise ergriffen hat (Homeoffice, unbezahlter/bezahlter Urlaub, Unterstützung bei der Kinderbetreuung, Einführung von Kurzarbeit) und die Frage, ob die Studienteilnehmer sich von ihrem Arbeitgeber hinreichend unterstützt fühlen. Die Fragen konnten jeweils mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden.
  2. Maßnahmen, die sich die Studienteilnehmer wünschen. Hierzu wurden offene Angaben gesammelt und im Zuge der Auswertung nach thematischen Gesichtspunkten sortiert.
  3. Auswirkungen von Maßnahmen der Arbeitgeber. Hierzu mussten die Studienteilnehmer auf einer fünfstufigen Anwortskala (1 = „extrem unwahrscheinlich“ bis 5 = „extrem wahrscheinlich“) angeben, wie hoch ihnen das Risiko für allgemeine negative wirtschaftliche Konsequenzen sowie das Risiko, selbst den Arbeitsplatz zu verlieren erscheint. Darüber hinaus wurden drei Formen der Zufriedenheit – Arbeitszufriedenheit, Lebenszufriedenheit, Gesundheitszufriedenheit – gemessen. Zum Einsatz kamen dabei jeweils mehrere Fragen, die auf einer siebenstufigen Antwortskala (1 = „stimmt überhaupt nicht“ bis 7 = „stimmt genau“; Fahrenberg et al., 2000; Janke & Glöckner-Rist, 2012) zu bearbeiten waren.

Ergebnisse

In einem ersten Schritt wurde untersucht, welche Maßnahmen Arbeitgeber in Zeiten der Corona-Krise unternommen haben. 80 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich durch Maßnahmen ihres Arbeitgebers zur Bewältigung der Corona-Krise ausreichend unterstützt sehen. Vergleichen wir Menschen, die sich ausreichend unterstützt fühlen mit denen, für die dies nicht gilt, so zeigen sich in drei Punkten bedeutsame Unterschiede (Abbildung 1). Bei Menschen die sich nicht unterstützt fühlen ergreift der Arbeitgeber häufiger keinerlei Maßnahmen, er bietet weitaus seltener ein Homeoffice an und ermöglicht auch seltener, bezahlten Urlaub zu nehmen. Die Maßnahmen, die mit großem Abstand in beiden Gruppen am häufigsten angeboten wird, ist das Homeoffice.

Corona: Arbeitgebermaßnahmen im Vergleich

Abbildung 1: Arbeitgebermaßnahmen im Vergleich

Die in der Studie vorgegebenen Arbeitgebermaßnahmen stellen nur einen Teil der prinzipiell denkbaren Maßnahmen dar. Um eine Vorstellung von den Wünschen der Arbeitnehmer zu bekommen, wurden die Studienteilnehmer um konkrete Vorschläge gebeten. Die so gewonnen 183 Vorschläge lassen sich in sieben Gruppen zusammenfassen:

 Homeoffice: Neun Prozent der Befragten wünschen sich, dass der Arbeitgeber (mehr) Homeoffice ermöglicht.

Klare Kommunikation/Information: Fünf Prozent erwarten vom Arbeitgeber eindeutige Handlungsanweisungen, er soll mitteilen, wie es weitergehen soll, klar sagen, dass es keine Entlassungen geben wird, frühzeitig über Homeoffice und Kurzarbeit informieren etc.

Erhöhung der Sicherheitsvorkehrungen: Fünf Prozent wünschen sich von ihrem Arbeitgeber, dass er Schutzmasken zur Verfügung stellt, mehr Arbeit in Einzelbüros ermöglicht, Mittel zur Desinfektion bereitstellt, Mitarbeiter auf Corona testen lässt, das Unternehmen vorsorglich zwei Wochen schließt oder verstärkt auf die Einhaltung des Abstandsgebotes achtet.

Finanzielle Unterstützung: Vier Prozent möchten, dass der Arbeitgeber trotz verringerter Arbeit für die Beschäftigten das Gehalt in voller Höhe weiterbezahlt, dass es keinen Zwang zu Minusstunden gibt, die Sicherheit des Arbeitsplatzes gewährleistet wird, Kündigungsfristen verlängert werden oder die Mitarbeiter besondere monetäre Anerkennung bekommen.

Verständnis und Wertschätzung: Drei Prozent wünschen sich mehr Mitgefühl von Seiten des Arbeitgebers für die Ängste der Mitarbeiter, dass er Homeoffice-Mitarbeitern mehr Vertrauen schenkt, flexibler handelt, es auch im Team mehr Austausch zu emotionalen Themen gibt etc.

Verbesserung der digitalen Kompetenz/Infrastruktur im Unternehmen: Zwei Prozent erwarten vom Arbeitgeber die Bereitstellung einer besseren und ausreichenden Technik für die Arbeit im Homeoffice.

Unterstützung bei Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen: Zwei Prozent wünschen sich freie Tage für die Kinderbetreuung, eine Reduzierung der Arbeitszeit bei voller Lohnfortzahlung oder andere Möglichkeiten, um Angehörige von Risikogruppen Unterstützung zuteil werden zu lassen.

Weniger Angst, größere Zufriedenheit

In einem dritten Schritt geht es um mögliche Auswirkungen von Arbeitgebermaßnahmen auf das Erleben der Mitarbeiter. Auch hier wird zwischen Menschen unterschieden, die ihrer Wahrnehmung nach ausreichend von ihrem Arbeitgeber unterstützt werden und solchen, für die dies nicht gilt. In allen untersuchten Konsequenzen zeigen sich positive Effekte (Abbildung 2). Menschen, die sich ausreichend von ihrem Arbeitgeber in der Corona-Krise unterstützt fühlen, haben signifikant weniger Angst vor allgemeinen negativen wirtschaftlichen Konsequenzen oder ihren eigenen Arbeitsplatz zu verlieren. Zudem weisen sie eine höhere Arbeits- und Lebenszufriedenheit auf. Sogar die Zufriedenheit mit ihrer eigenen Gesundheit ist signifikant höher ausgeprägt.

CORONA: Auswirkungen der ArbeitgeberunterstützungAbbildung 2: Auswirkungen der Arbeitgeberunterstützung

Anmerkung: Bei der Angst vor negativen wirtschaftlichen Konsequenzen und der Angst vor Entlassung hat die Antwortskala fünf Stufen, bei den Formen der Zufriedenheit sieben.

Fazit

Die Studie zeigt, wie wichtig es Arbeitgeber ist, sich proaktiv mit der Corona-Krise auseinanderzusetzen und die Mitarbeiter bei der Bewältigung der Begleiterscheinungen der Pandemie zu unterstützen. Fühlen sich die Mitarbeiter hinreichend unterstützt, so wirkt sich dies in vielfältiger Weise positiv aus. Berufsbezogene Ängste fallen deutlich geringer aus, während gleichzeitig verschiedene Formen der Zufriedenheit deutlich höher ausgeprägt sind. Letzteres gilt insbesondere für die Arbeitszufriedenheit. Aber selbst bei der Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit lässt sich noch ein kleiner Effekt nachweisen. Menschen, die von ihrem Arbeitgeber gut unterstützt werden, fühlen sich gesundheitlich wohler, weil sie möglicherweise durch Homeoffice oder gesundheitsbezogene Verhaltensregeln im Unternehmen auch tatsächlich besser vor einem Infektionsrisiko geschützt sind.

Die überwiegende Mehrheit der Befragten fühlt sich vom eigenen Arbeitgeber gut unterstützt. Von Vorteil erweisen sich dabei insbesondere das Homeoffice sowie die Möglichkeit, in Zeiten der Krise bezahlten Urlaub zu nehmen. Darüber hinaus gibt die vorliegende Studie Anregungen dafür, in welchen Feldern Arbeitgeber sich noch besser aufstellen könnten.

Im Bereich des Homeoffice wäre zu überlegen, inwieweit die Potentiale tatsächlich schon ausgeschöpft sind oder aber auf deutlich mehr Mitarbeiter ausgeweitet werden können. Dies setzt allerdings voraus, dass die Mitarbeiter hierzu die notwendige technische Unterstützung erhalten.

Bei denjenigen, die weiterhin an ihrem Arbeitsplatz erscheinen ist es wichtig, dass der Arbeitgeber von sich aus über Verhaltensregeln zum Gesundheitsschutz informiert, auf die Einhaltung der Regeln achtet und Schutzkleidung zur Verfügung stellt. Wenn möglich sollten Kontakte zu anderen Menschen durch die Einrichtung von Einzelbüros, durch Videokonferenzen o.ä. auf das unbedingt notwendige Maß zurückgefahren werden.

Wie immer, so gilt auch in den Zeiten von Corona eine offene, transparente Kommunikation der Unternehmensleitung sowie der Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern als Schüssel für eine gemeinsame Bewältigung der Krise. Viele unnötige Ängste und Missverständnisse können so verhindert werden. Und wer weiß, vielleicht lassen sich auf diesem Wege auch ganz neue Formen der Bewältigung finden.

Weitere Literatur

Fahrenberg, J., Myrtek, M., Schumacher, J. & Brähler, E. (2000). Fragebogen zur Lebenszuriedenheit (FLZ). Göttingen: Hogrefe.

Janke, S., & Glöckner-Rist, A. (2012). Deutsche Version der Satisfaction with Life Scale (SWLS). Zusammenstellung sozialwissenschaftlicher Items und Skalen (ZIS). https://doi.org/10.6102/zis147

 

Absolventin B. Sc. Wirtschaftspsychologie und Masterstudentin an der Universität Ulm im Fach Psychologie

Professor Uwe Peter Kanning, Diplom-Psychologe, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Osnabrück.

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