Coaching-Marktanalyse: Großes Entwicklungspotenzial

shutterstock Mathias Rosenthal

Bisher lassen sich erst knapp vier Prozent der Führungskräfte coachen und ihre Aufträge bekommen Coaches vor allem über Empfehlungen. Das sind zwei Erkenntnisse der im Frühjahr 2020 durchgeführten Online-Umfrage von Rauen Coaching, die als repräsentativ für den deutschen Markt gelten kann.

Wer lässt sich coachen? Um welche Themen geht es? Wie kommen Coaches an ihre Aufträge? Was verdienen sie? Welche Rolle spielt eine Coaching-Ausbildung? Wie evaluieren Coaches ihre Arbeit? Und wie sieht es mit dem Professionalisierungsgrad der Branche aus? Das sind einige der Fragen der anonymen Online-Befragung von Rauen Coaching, einem Geschäftsbereich der von Christopher Rauen geleiteten Rauen Group.

Insgesamt 550 Fragebögen wurden ganz oder teilweise ausgefüllt, 546 davon waren auswertbar. Angesichts des Gesamtumfangs des Fragebogens von 230 Items kann dies als guter bis sehr guter Wert angesehen werden. 59 Prozent der Befragten waren weiblich, 41 Prozent männlich. Drei Personen machten keine näheren Angaben zu ihrem Geschlecht. Diese Geschlechterverteilung ist zwar – bezogen auf die Gesamtbevölkerung – asymmetrisch, jedoch ist der höhere Anteil von Frauen ein typisches Merkmal der deutschsprachigen Coaching-Branche. Das gilt auch für den hohen Bildungsgrad der Coaches, die sich beteiligten (86 Prozent Akademiker).

Das Alter lag im Durchschnitt bei 54 Jahren, was annähernd einer Normalverteilung entspricht. Die Befragten verfügen über eine Berufserfahrung als Coach, die im Mittelwert bei knapp 13 Jahren liegt. Die durchschnittliche Gesamtberufserfahrung beläuft sich auf fast 30 Jahre. Die Stichprobe kann daher als sehr erfahren eingestuft werden. Betrachtet man diese Daten und setzt die Teilnehmerzahl ins Verhältnis zur Grundgesamtheit von rund 9.000 Business-Coaches (Stephan & Rötz, 2018), so darf die Stichprobe als für den deutschen Coaching-Markt repräsentativ verstanden werden.

Die derzeitige Corona-Krise wird den Coaching-Markt nachhaltig verändern und es ist zu erwarten, dass Online-Coaching künftig eine weitaus wichtigere Rolle spielen und sich die wirtschaftliche Lage vieler Coaches verändern wird. Dabei markiert die Auswertung der erhobenen Daten den Status quo vor der Krise. Die Ergebnisse sind dennoch wertvoll, da sie valide Zahlen liefern, die – im Vergleich mit den Ergebnissen der aktuell laufenden zweiten Erhebung – Aussagen über krisenbedingte Marktveränderungen ermöglichen werden.

Ergebnisse im Überblick

Im Folgenden werden zentrale Teilergebnisse der Marktanalyse in (teils sehr) komprimierter Form vorgestellt. Dabei werden zunächst einige grundlegende Eckpunkte des Coaching-Marktes (Honorare, Coaching-Themen und -Zielgruppen) skizziert, um anschließend näher auf jene Ergebnisse einzugehen, die Aussagen hinsichtlich des Professionalisierungsgrades des Marktes zulassen.

Was kostet Coaching?

Im Durchschnitt erzielen Coaches ein Stundenhonorar (Zeitstunde) von 178 Euro netto. Das Honorar hängt allerdings stark vom beruflichen Status des jeweiligen Coachs ab. Während Selbständige mit eigenen fest angestellten Mitarbeitern ein Nettohonorar von durchschnittlich 240 Euro pro Zeitstunde realisieren können, sinkt dieser Satz bei Solo-Selbständigen (Freiberufler), die zu 100 Prozent berufstätig sind, auf 184 Euro. Freiberufler, die nur zu 50 Prozent oder weniger berufstätig sind, realisieren 163 Euro. Personen, die teilweise angestellt, t…

Geschäftsführer der Rauen Group | https://www.rauen.de

Dr. Christopher Rauen, Diplom-Psychologe, Senior Coach (DBVC), Geschäftsführer der Rauen Group, Initiator und 1. Vorsitzender des Deutschen Bundesverbandes Coaching e.V. (DBVC), Lehrbeauftragter an mehreren Universitäten sowie Leiter der Rauen Coaching-Ausbildung und u.a. Herausgeber des „Handbuch Coaching“ und des „Coaching-Magazins“.

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