Für viele Menschen ist das Arbeitsleben eher Frust statt Lust. Die Anhänger der Positiven Psychologie versprechen Abhilfe und möchten Führungskräften und Mitarbeitern helfen, ein sinnstiftendes und profitables Wachstum für Menschen und Unternehmen zu ermöglichen. Sie versprechen Erfüllung bei der Arbeit und Emanzipation von der Kontrolle durch veraltete Hierarchien. Ihre Botschaft: Glück lässt sich lernen und glückliche Beschäftigte seien leistungsorientierter, flexibler und produktiver.
Doch das populäre, auf den ersten Blick sympathische Konzept der Positiven Psychologie, stehe – so die Autoren – auf den modrigen Säulen übertriebener und theoretischer Vereinfachungen, Tautologien und Widersprüchen. Es zeichne sich zudem durch intellektuelle Defizite und schwache empirische Resultate aus. Und es stehe auch unter dem Verdacht der ideologischen Kontaminierung durch eine neoliberale Weltanschauung. Mitarbeiter sollen sich einfügen, positive Gefühle in den Dienst der Produktivität stellen und die Lasten von Marktunsicherheiten und struktureller Machtlosigkeit in Organisationen selbst (er-)tragen.
Glücksrezepte tragen nach Meinung der Autoren eher zu jener Unzufriedenheit bei, die sie eigentlich reduzieren oder vermeiden wollen. Die Beschäftigten sind dann eben selbst schuld und wenn schon nicht für die Umstände, dann zumindest für den Umgang mit ihren eigenen Gefühlen und Gedanken. Dabei wird Glück auch längst als Ware und Fetischprodukt einer milliardenschweren Industrie der permanenten Selbstoptimierung vermarktet.
In ihrem Buch analysieren und reflektieren die israelische Soziologin Eva Illouz und der spanische Psychologe Edgar Cabanas die Risiken dieser Suche nach dem individuellen Glück. Herausgekommen ist eine fundierte Kritik an der Glücksindustrie, die nachdenklich macht und zeigt, dass nicht alles, was glänzt, auch Gold ist.
Rouven Schäfer, Leiter Human Resources Management bei DocCheck in Köln
Edgar Cabanas, Eva Illouz: Das Glücksdiktat und wie es unser Leben beherrscht,
Berlin: Suhrkamp Verlag, 15 Euro
Head of Human Resources Management, DocCheck AG