Macht in Organisationen ist ein kontrovers diskutiertes und oft auch negativ konnotiertes Thema. Besteht jedoch ein reflektiertes Verständnis von Machtdynamiken und wird Macht wohl dosiert eingesetzt, dann ist sie sehr nützlich. Sie kann die unterschiedlichen Rationalitäten und divergierenden Interessen auf ein gemeinsames Ziel ausrichten, Unsicherheiten reduzieren und Entscheidungswege beschleunigen.
Doch Macht kann auch dysfunktional eingesetzt werden, wenn sie beispielsweise zu offen gezeigt wird und so bei anderen leicht Reaktanz erzeugt. Sie kann auch Vertrauen beschädigen und Motivation zerstören. Das ist vor allem dann kritisch zu bewerten, wenn es für den Erfolg wichtig ist, dass die Mitarbeiter freiwillig nicht-intendierte Leistungen erbringen.
Macht kann auch negative Auswirkungen auf die Machtinhaber selbst haben. Diese tendieren offenbar dazu, Untergebene für ihre eigenen Ziele zu instrumentalisieren. Machthaber, die sich ständig durchsetzen, vermitteln dabei leicht den Eindruck, dass die Meinungen der anderen nicht erwünscht sind. Dies kann zur Folge haben, das Engagement erstickt wird und sich eine feedbackfreie Filterblase bildet.
Die Führungskraft der Zukunft sollte daher weniger durch den Einsatz hierarchischer Macht und eher über Einfluss agieren. Wer sich intensiver mit dem Thema Macht beschäftigen möchte, dem geben die beiden Autoren einen sehr gut strukturierten Überblick, Denkanstöße und Hilfestellungen für die Praxis. Die Hauptkapitel werden durch 15 Gastbeiträge aus Wissenschaft, Beratung und Management sinnvoll ergänzt. Insgesamt regt das Buch zur weiteren Reflexion an und bietet dabei ein fundiertes Lesevergnügen.
Rouven Schäfer, Leiter Human Resources Management, DocCheck in Köln
Falko Ameln, Peter Heintel
Macht in Organisationen: Denkwerkzeuge für Führung, Beratung und Change Management (Systemisches Management)
Schäffer Poeschel, Stuttgart
2016, 312 Seiten, 49,95 Euro
Head of Human Resources Management, DocCheck AG