Radikal digital – weil der Mensch den Unterschied macht

Wer in der Buchhandlung im Vorübergehen den Umschlag von Reinhard Sprengers neuem Buch überfliegt, könnte einem Irrtum erliegen. Es geht in diesem Fall nicht darum, wie Unternehmen digital werden können, sondern darum, wie man ein Unternehmen der Wirtschaft 4.0 führen sollte.

Sprenger geht davon aus, dass der wichtigste Treibstoff der digitalisierten Unternehmen nicht die Technik sein werde (da diese mehr oder weniger bei allen Unternehmen ähnlich sein werde), sondern eben gerade wieder der Mensch mit seinen Fähigkeiten in den Vordergrund rücke. So machen aus Sicht des Autors zum Beispiel nicht die Software-Werkzeuge, mit deren Hilfe Datenberge analysiert werden, den Unterschied, sondern der kreative Mitarbeiter, der die richtigen Fragen stellt und mit seiner Intuition die richtigen Schlüsse zieht.

Dabei ließen sich in der digitalen Wirtschaft drei Schwerpunkte der Führungsarbeit identifizieren. Diese sind die Wiedereinführung des Kunden in das Unternehmen, die Wiedereinführung der Kooperation und die Wiedereinführung der Kreativität. Inwieweit diese drei Punkte in erfolgreiche Unternehmen neu eingeführt werden müssen, mag jeder Leser selbst beurteilen. Aber es scheint durchaus plausibel, dass Unternehmen in der digitalen Wirtschaft ein besonderes Augenmerk auf diese Punkte legen sollten. Wir haben es also hier nicht mit einem Buch zur Digitalisierung im engeren Sinne zu tun, sondern mit einem Führungsratgeber.

Der erfahrene Leser solcher Ratgeberliteratur wird angesichts des Untertitels vermutlich gleich hellhörig werden: 111 Führungsrezepte verteilt auf 272 Seiten. Da liegt die Befürchtung nahe, dass man es mit einer Zusammenstellung nur locker untereinander verbundenen Tipps zu tun bekommen könnte. Diese Befürchtung scheint der Autor bereits antizipiert zu haben.

So fordert er den Leser zu Beginn explizit dazu auf, das Buch wie einen Steinbruch zu nutzen und einfach kreuz und quer zu lesen. Das kann man in der Tat so machen und ist dabei nicht einmal schlecht bedient. Denn Sprenger beherrscht die Kunst der pointierten und oft auch amüsanten Formulierung und man bekommt hier in gewisser Weise die Summe seiner vielfältigen Erfahrungen als Berater präsentiert. Wenn man sich also etwa das Buch für eine Zugfahrt vornimmt, fährt man gut damit. Ob allerdings allzu viele Leser am Ende dieser Zugfahrt die Meinung des Autors teilen, dass jeder digital könne und man einfach nur anfangen müsse, erscheint doch etwas optimistisch.

Bernd Kaderschabek, Kommunikationsberater, Straubing

 

Reinhard K. Sprenger
Radikal digital -weil der Mensch den Unterschied macht
DVA, München,
2018, 272 Seiten, 25 Euro

 

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